Im Folgenden haben wir für Sie die wichtigsten Punkte des «Stadtgmües»-Apéro&Dialog vom 5. September zusammengefasst:

Ziel des Abends

Im Rahmen der Kampagne Stadtgmües hat es sich der Umwelt- und Gesundheitsschutz der Stadt Winterthur zur Aufgabe gemacht, die Bevölkerung Winterthurs für das Themenfeld der «Nachhaltigen Ernährung» zu sensibilisieren. Der Bericht des Weltklimarates von 2019 zeigt welch grossen Einfluss die Art und Weise, wie wir uns ernähren aufs Klima hat.

«Stadtgmües» hat seit Ende 2018 verschiedene Anlässe (Podiumsdiskussionen, Degustationsanlässe etc.) möglich gemacht und hat als Partner die Saatgutausstellung und den Anlass Yonamo finanziell unterstützt. Winterthurer Schulkinder haben in den dreissig «Stadtgmües»-Hochbeeten, die in zwölf Winterthurer Schulhäusern stehen, gepflanzt, gepflegt und geerntet. In den entstandenen Pflanzen-Tagebüchern zeigen die Kinder in Texten und Zeichnungen, wie Radieschen und Co. wachsen. Lernende der Stadtverwaltung haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt und über die Stadtgmües Instagram- und Facebook-Kanäle ein breites Publikum erreicht. In der «Stadtgmües»Erlebniswoche vom 21. bis am 27. Oktober werden mehr als dreissig Winterthurer Restaurants ein «Stadtgmües»-Menu anbieten. Die Woche ist ausserdem gespickt mit verschiedenen Anlässen rund ums Thema klimafreundliche Menus.

Mit der Kampagne «Stadtgmües» will die Stadt Winterthur unbedingt auch bestehende Winterthurer Projekte stärken und neuen Ideen Schwung geben. «Stadtgmües» hat deshalb gemeinsam mit dem Verein «Winterthur Nachhaltig» und dem Verein «Brennpunkt.Brennnessel» zum Dialog eingeladen.

 

Dialog

Die Teilnehmenden diskutierten an verschiedenen World-Café-Tischen die folgenden Fragen:

1) Was sollen die Ziele für Winterthur sein?

2) Wie könnten diese Ziele erreicht werden? (Projekte, Support, etc.)

3) Wer könnte mithelfen, diese Ziele zu erreichen? (Akteure, Kooperationen, etc.; Welche Rolle spielt die Stadt? Wie will ich mich einbringen?)

4) Wie könnte man die einzelnen Akteure organisieren?

Der Vorschlag war, dass an jedem Tisch innerhalb einer der Faustregeln der Kampagne Stadtgmües diskutiert und gedacht werden sollte: regional, saisonal, pflanzlich und Food Waste vermeiden.

Wir fassen die Diskussion wie folgt zusammen:

Allgemeine Herausforderungen

  • Der Trend, dass Nahrungsmittel nicht teuer sein dürfen, führt dazu, dass Essen nicht wertgeschätzt wird, was die Nahrungsmittelverschwendung (Food Waste) begünstigt. Das Reglement bezüglich Ablaufdatum von Esswaren ist falsch konzipiert und schafft Anreize, noch essbare Nahrungsmittel wegzuwerfen.
  • Der Begriff «nachhaltig» ist überladen, und es ist unklar, was «nachhaltige Ernährung» heisst. Die Leute essen oft gesund, aber nicht unbedingt regional und nachhaltig (z.B. Avocado). Der ökologische Fussabdruck unserer Ernährung wird oft unterschätzt.
  • Was heisst z.B. regional? Sind damit Schweizer Produkte gemeint oder Produkte der Region (= Bezirk mit 700ha Landwirtschaftsland) Winterthur?
  • Es kommt regelmässig zur Verwechslung von regional und saisonal. Ausserdem gelten Bio- und Demeter-Produkte als Luxusgut.
  • Der Trend zu Kurier- und Lieferservice verursacht viel Verpackungsmaterial und die Lieferung ist meistens nicht CO2-neutral.

Wünsche/Inspiration:

Vernetzung unter den Engagierten und regionalen Akteuren (Landwirte/Landwirtinnen, Konsumenten/Konsumentinnen, Köche/Köchinnen, etc.), um sich gemeinsam unterstützen zu können und sichtbar zu werden und um weitere Personen für die Thematik zu begeistern.

  • Könnte es so etwas wie das Ernährungsform Zürich auch in Winterthur geben? Solch ein Forum schafft Präsenz und eine Bewusstseinsbildung.
  • Slow Food Youth trifft sich in Zürich jeden Monat und spricht über verschiedene Themen und Projekte beim gemeinsamen Essen – könnte es so einen Stammtisch auch in Winterthur geben?

Bildung: Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung der Bevölkerung (insbesondere Kinder und Eltern) durch Beratung, ein allg. Bildungsangebot (durch externe Wissensvermittler; Beispiel: wie ernährt man sich vegan), ein Schulprogramm zum Thema Nachhaltigkeit/ Ökologie (z.B. Kochunterricht, ein Ferien-programm, Schulgärten, etc.), Bauernhofbesuche und ein vermehrtes Angebot von unkonventionellem Gemüse (d.h. krumm und vielfältig)

  • Auch Grossverteiler müssten sich bei der Sensibilisierung beteiligen und vermehrt auf lokale und saisonale Produkte setzen.

Möglichst viele nachhaltig (z.B. biologisch/biodynamisch und ohne Pestizid-Einsatz) produzierte Produkte sollten in Winterthur aus der nahen Umgebung kommen und für alle erschwinglich sein. Dazu müssten lokale Vertriebsorganisationen und -strukturen gefördert werden, bei welchen die ganze Wert-schöpfungskette regional verankert ist, und Konsumenten/Konsumentinnen möglichst nahe bei den Produzenten/Produzentinnen sind und sich gegenseitig stützen (d.h. Zwischenhändler werden auf ein Minimum reduziert).

  • Es braucht einen Systemwandel und die Politik, Individuen sowie Konzerne müssen Verantwortung übernehmen

 

Wünsche an die Stadt Winterthur:

Die Stadt muss eine Vorbildfunktion übernehmen! Der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln sollte im öffentlichen Raum (z.B. Stadtpark, städtische Grünflächen, etc.) sowie in den Pünten unterbunden oder stark reguliert werden. In den Restaurants (v.a. jenen die von der Stadt verpachtet werden) und Mensen, städtischen Betrieben (Schulen, Altersheimen, etc.), der städtischen Verwaltung und im Kantonsspital sollten nur noch saisonal, regionale und möglichst fleischlose Bio-Menüs angeboten werden.

Die Stadt sollte ihre Sensibilisierungsfunktion im Bereich «nachhaltige Ernährung» weiterhin wahrnehmen und ausbauen (insbesondere an Schulen).

Projekte engagierter Personen und deren Vernetzung sollen von der Verwaltung/ Politik in Winterthur (finanziell und bei praktisch Fragen) unterstützt und wertgeschätzt werden (z.B. Essbare Stadt, Vertragslandwirtschaft, etc.). Auch sollten die Projekte besser sichtbar gemacht werden (z.B. am Anlass für die Neuzugezogenen) und geeigneten Räumen für die Projekte und die Treffen der Projektgruppen bereitgestellt werden.

Projektideen

  • Grösserer Event zum Thema, bei welchem auch kommerzielle Anbieter mitwirken, um ein grösseres Publikum zu erreichen (Beispiel Yonamo)
  • Altes Wissen am Leben erhalten: Generationenprojekt wie zusammen mosten, fermentieren und einmachen mit dem Ziel altes Wissen an die neue Generation weiterzugeben und Neues auszuprobieren.
  • Kurse: Kochkurse, in denen man interessante Rezepte mit saisonalem Gemüse (z.B. Kohl) kennenlernt, Wildkräuterkurs oder Einmachkurs.
  • Abendmarkt auf den Lagerplatz, sodass Leute, die an den bisherigen Wochenmarkttagen und den gegebenen Zeiten arbeiten mussten, auch direkt beim Bauer oder der Bäuerin einkaufen können.
  • Neue Allmenden (d.h. Schul- und Gemeinschaftsgärten) gründen und fördern oder die ganze Stadt als essbare Allmende verstehen.
  • Essbare Stadt: www.fallingfruit.org für Winterthur ausbauen (neue App?)
  • Pilotprojekt mit 5 Schulen, an welchen nur noch biologische, regionale und saisonale Verpflegen angeboten, Food Waste vermieden und krummes Gemüse verkocht wird. Dies hätte auch einen Effekt, der nach Hause getragen wird.
  • Versch. Mehrweggeschirr-Projekte in der Stadt unter Winti-Mehrweggeschirr vereinen.
  • Nachbarschafts-Kühlschränke/-Dörranlagen installieren, wo man geeignete Lebensmittel austauschen/haltbar machen kann und so vor dem Abfalleimer rettet.

 

Informationen/Interessantes/Laufende Projekte

 

Wie geht es weiter?

Wir möchten uns etwas Zeit nehmen, ein nächstes Treffen so vorzubereiten, dass wir Antworten auf die am 5. September geäusserten Fragen und Wünsche haben. Wir laden Sie aber gerne am 19. Februar 2020 (18:00-21:00 Uhr) für ein nächstes Treffen ein und freuen uns, wenn Sie dann mit dabei sind. Wo der Anlass in Winterthur stattfinden wird, wird zu einem späteren Zeitpunkt mitgeteilt. Anmelden kann man sich via Mail bis am 22. Januar 2020. Beim nächsten Dialog soll es darum gehen, konkrete Arbeitsgruppen zu bilden, Projekt-Ideen zu konkretisieren und die Organisations- & Koordinationsprozesse zu definieren. Wer sich dafür interessiert, sich in einer Arbeitsgruppe zu einem bestimmten Thema (z.B. Organisation, Wasser, Vertrieb, Produktion, Bildungs-Angebot, Veranstaltungen, etc.) oder einem bestimmten Projekt zu engagieren, soll sich doch bitte bei uns melden. Falls Sie auch noch weitere Ideen, Anliegen oder eigene Projekte entwickeln, teilen Sie uns diese mit und wir werden sie bei den Vorbereitungen für den 19. Februar berücksichtigen. Wir freuen uns schon riesig auf nächstes Jahr.